„Reisen mit William Turner: Das 'Liber Studiorum'“
30. Mai bis 7. September 2008
Der wichtigste englische Künstler des 19. Jahrhunderts, Joseph Mallord William Turner (1775-1851) ist den meisten Kunstinteressierten wegen seiner nahezu gegenstandslosen Bilder bekannt.
Die erste Ausstellung in der Galerie Stihl Waiblingen stellte einen anderen Teil aus Turners Werk vor. Von 1807 bis 1819 schuf der Künstler 71 Graphiken, die als Mezzotinto-Drucke ausgeführt und als „Liber Studiorum“ (eine Art Anleitung zum Gestalten von Landschaftsmotiven) bezeichnet wurden.
Diese malerisch angefertigten Drucke waren in der Waiblinger Ausstellung zum ersten Mal vollständig in Deutschland zu sehen. Zusammen mit mehreren originalen Vorlagen, Aquarellen und Ölskizzen Turners, die im Umkreis des „Liber Studiorum“ entstanden, boten sie dem Betrachter die Möglichkeit, dem Künstler beim Entstehungsprozess der Bilder „über die Schulter zu schauen“.
Turner propagierte in diesen Blättern seine Deutung einer neuen Landschaftsauffassung, die sich zum Teil an der Darstellung konkreter Orte band. Er klassifizierte Landschaftsgattungen, die in der Folge auch für andere Künstler eine Anleitung bildeten, wie Landschaften aufgefasst werden können. Das „Liber Studiorum“ thematisiert Topographien in England, Frankreich und der Schweiz und schildert Punkte der „Grand Tour“, welche die englische Oberschicht auf ihrem Weg nach Italien passierte.
Die Ausstellung in der Galerie Stihl Waiblingen wurde mit Leihgaben der Bury Art Gallery, der Tate Britain London, der Whitworth Art Gallery Manchester und dem Sir John Soane’s Museum London ermöglicht. Zur Ausstellung erschien eine Publikation.
"Beeindruckt von Rembrandt"
30. September 2008 bis 11. Januar 2009
"beeindruckt von Rembrandt.
Rembrandt und die englischen Malerradierer des 19. Jahrhunderts"
In der zweiten Ausstellung wurden mehr als 40 der bekanntesten und berühmtesten Radierungen Rembrandts sowie 40 Radierungen englischer Künstler gezeigt. Darüber hinaus waren Radierungen weiterer europäischer Künstler bis in die Gegenwart zu sehen.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Museum Het Rembrandthuis, Amsterdam, der Stiftung Museum Schloss Moyland sowie der Staatsgalerie Stuttgart realisiert.
Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606-1669) war nicht nur ein Malergenie, er war auch der größte Meister der Grafik seiner Zeit. Durch ihn erlebte die Technik der Radierung eine fulminante Blüte. Bis in die Gegenwart eifern Künstler ihm nach und verwenden dieses Druck- und Vervielfältigungsverfahren als eigenständige künstlerische Ausdrucksweise.
Rembrandt begann mit seinem grafischen Werk im Jahr 1628. Das von ihm dargestellte Themen-spektrum war breit gefächert und umfasste außer religiösen Themen aus dem Alten und Neuen Testament auch Landschaften, Szenen aus dem Alltagsleben, erotische Bilder, Porträts und Selbst-bildnisse. In der Waiblinger Ausstellung war unter anderem das berühmte
"Hundertguldenblatt",
"Die Landschaft mit den drei Bäumen"
und sein bekanntes "Selbstbildnis" aus dem Jahr 1630
zu sehen.
Schon zu Lebzeiten erntete Rembrandt große Bewunderung für seine Radierungen. Er führte eine neue künstlerische Freiheit in diese grafische Kunst ein, indem er einen individuellen Zeichenstil mit einem experimentellen Umgang kombinierte. Bis heute bestimmt die gelungene Verbindung aus der persönlichen, spontanen Handschrift des Zeichners, dem großen technischen Können des Radierers und der völlig neuen Auffassung über Hell-Dunkel-Kontraste des schöpferischen Menschen die Einzigartigkeit seiner Werke.
Die Wiederbelebung der Radierkunst im 19. Jahrhundert ging vor allem von England aus. Die wichtigsten Protagonisten des britischen Etching Revival waren der Chirurg Sir Francis Seymour Haden (1818-1910), der auch eine umfangreiche Sammlung rembrandtscher Radierungen besaß, und der Künstler James Abbott McNeill Whistler (1834-1903). Neben Werken dieser beiden Künstler werden weitere Beispiele englischer Radierkunst in die Ausstellung einbezogen.
Thematisch abgerundet wurde die Ausstellung durch Radierungen europäischer Künstler, die belegen, dass die Radierung bis in die Gegenwart als künstlerisches Ausdrucksmittel genutzt wird, so beispielsweise vom österreichischen Zeichner Alfred Hrdlicka.
Leihgeber waren das Rembrandthuis Amsterdam und die Stiftung Museum Schloss Moyland, Sammlung van der Grinten, Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen.